"Klapse" ist der falsche Begriff. Was die Gesellschaft oft unter "Klapse" versteht, ist nicht das, was mir bevorsteht. Oftmals wird alles, was mit Psyche zu tun hat, lapidar als "Klapse" bezeichnet. Unabhängig davon, dass dieses Wort ohnehin unglaublich abwertend ist: Theoretisch wären damit nur psychiatrische Kliniken gemeint, in die man zwangseingewiesen wird. Also mit akuten Problemen, die eine Eigen- oder Fremdgefährdung darstellen. Dagegen ist eine psychosomatische Klinik, wie ich sie besuchen werde, fast ein "Wellness-Urlaub".
Ich werde dennoch den Begriff "Klapse" verwenden, da er so stigmatisiert ist, dass ich das durch meine Erzählung ein wenig aufweichen möchte. Ich verwende ihn ironisch für mich selbst.
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Achtung! Der nachfolgende Text wird für Menschen, die psychisch vulnerabel sind, möglicherweise schwer zu lesen. Er könnte bekannte & unbekannte Trigger aktivieren. Wenn Du Dich selbst nicht stabil genug fühlst, um über Verlust, Angst, Gewalt und Traumata zu lesen - brich bitte an dieser Stelle ab. Du verpasst nichts außer Leid und radikaler Ehrlichkeit.
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Ich habe mir lange Gedanken gemacht, ob ich überhaupt radikal ehrlich sein darf. Es ist immerhin das Internet, dort, wo alles gespeichert und ausgewertet wird. Dort, wo große Firmen Deine Daten verwenden, um ein Profil über Dich zu erstellen. In einer Zeit, in der in den USA gefordert wird, dass es eine Autismus-Datenbank geben soll. In Zeiten, in denen neue Arbeitgeber Dich googlen, dann auf diesen Post stoßen werden und sagen: "Ne, sorry, der ist nicht belastbar - schicken wir ihm mal eine Absage."
Das ist riskant, dem bin ich mir bewusst. Deshalb sage ich an dieser Stelle direkt: Mir ist meine Integrität wichtiger als alles, was man jetzt gegen mich verwenden könnte. Wenn Du ein potenzieller Arbeitgeber bist und Dir nun denkst, dass ich den Job nicht bekommen sollte, weil ich diesen Eintrag geschrieben habe, dann will ich auch gar nicht bei Dir arbeiten.
Und wenn Du eine staatliche Einrichtung bist, die mich jetzt in irgendein Register aufnehmen möchte: Ich kann Dich ohnehin nicht aufhalten.
Als jemand, der sich sehr über seine Außenwirkung stabilisiert, kann ich jederzeit behaupten: "Es ist doch alles gut!" Mir geht es nicht schlecht, gemessen am Durchschnitt der Bevölkerung. Ich habe einen stabilen Job, den ich sehr mag, lebe in einer schönen Wohnung in einer schönen Gegend, verdiene genügend Geld um ein gutes Leben zu haben. Habe gute Freunde, war verheiratet mit einer hübschen & charmanten Frau, die mich sehr liebt - mir geht es gesundheitlich überdurchschnittlich gut & ich habe insgesamt recht viel Glück im Leben.
Eines meiner Leitmottos ist nicht umsonst "Mein Glück wird es schon richten."
Ja, es gibt natürlich auch Dinge, die eher so mäßig laufen. Mein höchster Bildungsabschluss (vor der Ausbildung) war ein vergleichender Hauptschulabschluss, erworben im BVJ. Mit Abschlussprüfungen wie "Wie viel Meter sind ein Kilometer?" - nun, nicht alles kann immer perfekt sein.
Wir alle kennen Struggles, die man mal hat. Dass man mal einen Tag lieber im Bett bleiben möchte, statt etwas Produktives zu tun. Das ist normal, das ist nicht schlimm. Aber ich habe in den letzten Monaten gemerkt, dass mir Dinge keine Freude mehr bereiten, die ich zuvor mochte. Und wenn ich dann weiter zurückblicke, über Jahre hinweg, merke ich, dass das schon viel länger schleichend angefangen hat. Nicht so stark, dass man es akut benennen könnte - aber wenn man weit rauszoomt, merkt man, dass die absteigende Kurve stetig vorhanden war.
Vielleicht kommt Dir das bekannt vor? Du kaufst Dir Bücher, die Du nie liest. Du kaufst Dir Spiele, die Du kurz an-, aber nie fertig spielst. Du fängst eine Serie an & schaust sie nicht zu Ende. Nicht, weil Du nicht willst, sondern weil der Antrieb weg ist. Du lässt Dich dann stattdessen ablenken, scrollst auf ewig durch Instagram oder TikTok und fühlst Dich dadurch auch nicht sonderlich besser - nur irgendwie lebendig, gerade so.
Dazu kommen auf einmal plötzliche Momente, in denen Dir Tränen aus den Augen schießen. Dicke, salzige Tränen, die einfach neben Dir aufs Bett kullern; ohne dass Du verstehst warum. Und während Du noch darüber nachdenkst, fallen Dir längst verdrängte Kindheitserinnerungen ein.